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NEUE MUSIK IN UNTERHALTSAMEM GEWAND
Zum zehnten Mal von Mittwoch bis Sonntag Klangwerkstatt-Musiktage in Kunsthalle und Luisenpark

Ingo Wackenhut, Die Rheinpfalz / Nr. 229 - Dienstag, 2. Oktober 2001

In Sachen Neue Musik gehen die Uhren etwas schneller als im konventionellen Musikbetrieb. Allein deshalb ist ein zehnter Festival-Geburtstag durchaus der Erwähnung wert. Die Klangwerkstatt-Musiktage finden in diesem Jahr zum zehnten Mal statt und bieten an fünf Tagen, von Mittwoch bis Sonntag, das bisher umfangreichste Programm, auch wenn sie mit gerade 15000 Mark öffentlichen Zuschüssen weiterhin nicht besonders üppig ausgestattet sind. Zumal Komponist, Pianist, Instrumentenerfinder und Performer Hans-Karsten Raecke mit seinen Getreuen tatsächlich etwas aufgebaut hat, das in der neu-musikalischen Landschaft seinesgleichen sucht: die Verbindung von avanciertester Klangkunst mit möglichst unterhaltender Präsentation. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Veranstalter sich anbiedern. Denn Musiktage-Chef Raecke weiß natürlich auch: „Es war immer schwer, mit neuen Dingen ein breites Publikum zu erreichen." In der Mannheimer Kunsthalle und im Luisenpark setzt das Festival nun zwei Schwerpunkte, die die Arbeit der Klangwerkstatt schon lange ausmachen. „Klavier -Keyboard, Klangskulpturen" heißt das Motto, wobei „Klangskulpturen" neue Instrumente mit einschließt. „Über die Klavier-Keyboard Schiene transportieren wir mehr streng komponierte Musik, über die neuen Instrumente mehr improvisierte", sagt Raecke. Und so werden die Kunsthallen-Konzerte jeweils von Improvisationen beschlossen, einmal „geregelt", also zwischen den Profis zuvor kurz abgesprochen, dann „frei" unter Einbeziehung des Publikum. Wer also Lust hat, kann zu den freien Improvistionen am Freitag und Samstag sein Instrument mitbringen. Die Musiktage beziehen sich aber auch auf die Altvorderen, vorneweg Raecke mit seinem „Raster"-Zyklus, der unter anderem Hommagen an Bach, Schumann und John Cage enthält. Teile daraus für drei Pianisten und gesampeltes Materkeyboard gibt es am Donnerstag ab 20 Uhr zu hören. Der komplette Zyklus mit der Uraufführung des neunten Teils folgt in großer Besetzung am Samstag um 20 Uhr. Am Donnerstag geht es weiter mit neuen Instrumenten, Klangobjekten und Stücken von Raecke, Martin Sigrist, Christoph Wünsch und Hugh Davies sowie einer Duoimprovisation mit Raecke und Schlagzeug-Altmeister Mani Neumeier. Das Konzert am Freitag um 20 Uhr stellt dann eher Improvisatorisches auf Klangojekten des Schweizer Skulpteurs Martin Spühler klassich-modernen Klavierwerken von Skrjabin und Strawinsky gegenüber. Außerdem zu hören sind unter anderen Mathias Bozo, Markus Hänsel, Ullrich Maierski, Dorle Ferber. Am Sonntag um ii Uhr führt Raecke seinen Bild-KlangGenerator vor zu Klaviermusik von Siegfried Wekenmann und „Eisgongs mit Tropfschalen" des Schweizers Dieter Jordi. Das Finale gehört ab 20 Uhr wieder den Klangskulpturen und neuen Instrumenten (unter anderem Xylosizer, Äolisharfe und Tropfklangsäulen) mit Arbeiten von Ferdinand Försch, Hermann Keller, Spühler, Davies und Raecke. Doch zunächst geht es am Mittwoch zwischen 14 Und 17 Uhr in den Luisenpark. Bei der „Musik im Park" wird in der Orangerie eine „Straße der Klangskulpturen" mit 20 Objekten errichtet, und von den Gondolettas lassen sich die Komponisten und Interpreten des Festivals wieder beim „Kanon für die Bäume und Menschen" vernehmen.